Texte zum Nach- und Weiterdenken
Glück hier und da
Emmah, unsere Schwiegertochter, kommt aus Kenia. Einmal sprechen wir darüber, was man braucht, um glücklich zu sein. Mit einem festen Blick aus ihren dunklen Augen behauptet Emmah: „In Deutschland ist man glücklich mit einem guten Internetanschluss – und in Kenia mit einem guten Trinkwasseranschluss.“ -
Empfinden Menschen das Glück wirklich so unterschiedlich? Für die einen hängt es am DSL, für die anderen am Wasserhahn?
Für viele Kenianer ist es normal, wenig Wasser zu haben. Sie gehen zum Brunnen und holen es dort. Deswegen sind sie nicht unglücklich. Und wir Deutsche sind noch lange nicht glücklich, nur weil wir immer und überall den Wasserhahn aufdrehen können.
Ob Afrikaner deshalb zufriedener sind, weil sie wissen, dass sich manches nicht ändern lässt? Selbst wenn ihre Möglichkeiten begrenzt sind, schauen sie fröhlich in die Welt. Und das macht Emmah und ihre Landsleute so sympathisch – genau wie ihr Lachen.
Ein Gruß der immer passt
Gestern finde ich im Briefkasten eine Karte. Mechthild hat mir geschrieben. Beim Lesen muss ich schmunzeln. Sie schickt mir doch tatsächlich mitten im Jahr eine Weihnachts-Oster-Geburtstagskarte und sendet mir liebe Grüße. Einfach so!
Das gefällt mir! Diese Idee ist nämlich genau für die Menschen, die viel um die Ohren haben. Die manchmal wirklich vergessen, rechtzeitig zu schreiben.
Ich gehöre auch zu denen. Wie oft ärgere ich mich dann, dass ich schon wieder einen Jubeltag verschwitzt habe.
Auf der anderen Seite bin ich nicht so scharf auf Karten mit langweiligen Grüßen. Die nur geschrieben werden, weil sie geschrieben werden müssen.
Bei meiner Karte ist das anders. Hier spüre ich, dass Mechthild mich meint: „Du bist mir wichtig“, sagt sie damit. Deshalb ist es auch egal, wann sie mir das schreibt. Ich freue mich über diesen Zwischendurch-Gruß. Unerwartet, überraschend und doch so wohltuend.
Übrigens schreibt Gott auch solche Grüße. Sie stehen in der Bibel. Und manchmal kommen sie gerade dann bei mir an, wenn ich sie besonders nötig habe. Oft unerwartet und überraschend, aber immer wohltuend.
gesendet als Morgenandacht im MDR1 Radio Sachsen-Anhalt und veröffentlicht in meinem Buch: