Leseproben
Texte zum Nach- und Weiterdenken
Fremde Engel
Jutta hat ein großes Herz. Sie fühlt mit, wenn es anderen schlecht geht. Überlegt, wem sie eine Freude machen kann. Und sie spricht Menschen einfach unbefangen an, auch die, die aus anderen Ländern kommen. So wie den Fensterputzer aus Afrika, den sie vor ihrer Bank trifft. „Hallo, wie geht’s? Toll, dass sie das für uns machen! Lebt Ihre Familie eigentlich auch in Deutschland?“ Und schon sind sie mitten im Gespräch.
Nachdem sie in der Bank alles erledigt hat, grüßt sie den Fensterputzer noch einmal. Er winkt ihr zum Abschied freundlich zu. Dann fährt sie mit ihrem Auto vom Parkplatz. Als Jutta zu Hause ankommt, bemerkt sie, dass ihr Schlüsselbund fehlt. Alle Schlüssel weg! Was für ein Ärger! Kurz überlegt sie, was sie zuerst macht, da klingelt ihr Telefon. Es ist eine Mitarbeiterin der Bank:
„Hallo, Frau Schmidt, vermissen Sie Ihre Schlüssel? Hier wurden eben welche abgegeben.“ Und tatsächlich, es ist ihr Schlüsselbund. „Und wer hat ihn gefunden?“, will Jutta wissen.
„Ich weiß nicht, wie er heißt. Aber es war der Afrikaner, der hier die Fenster putzt! Er sagt, sie lagen dort, wo Sie ihr Auto geparkt haben. Wie der sich das nur gemerkt hat, bei den vielen Kunden?“ Da lächelt Jutta und ahnt längst, woran es gelegen hat. Sie lebt nach dem Prinzip aus der Bibel: „Begegne allen Fremden freundlich, es könnten Engel sein“...
gesendet als Morgenandacht im MDR1 Radio Sachsen-Anhalt und veröffentlicht in meinem Buch: